Geschichtlicher Hintergrund
Die vorherrschende Kulturen der Steppen waren nomadischen Ursprungs, welche im Laufe der Menschheitsgeschichte sich immer wieder in großen Völkerwanderungen bis nach Europa ausbreiteten. Ihr Fortbewegungsmittel war das Pferd, ihre Kriegstechnik, das berittene Bogenschießen.
Vom Pferde mit dem Bogen schießen, ist gewissermaßen die älteste und erfolgreichste Kunst des Bogenschießens der Menschheitsgeschichte, was die Erfolge der verschiedensten Steppenreiter über die sesshafte Bevölkerung zeigen.
Ganz gleich, ob es die Skyten, die Hunnen, Tartaren oder der verheerende Sturm der Mongolen war, die dahinrasenden berittenen Bogenschützen beherrschten eine Kriegskunst, der selbst der schwer gepanzerte europäische Ritter nichts entgegenzusetzen hatte.
Beim berittenen Bogenschießen ist sowohl das Reiten als auch das Schießen als gleich wichtig einzustufen.
Das Reiten
Während des Schießens muss sich der Reiter auf sein Pferd verlassen können, nur kleine Korrekturen über Bein- und Gewichtshilfen sind während des Galopps noch möglich. Damit der Reiter diese Einheit zwischen Pferd und ihm bildet, muss er verschiedenste Gleichgewichtsübungen auf dem Pferd erlernen. Die Wichtigste ist das Reiten ohne Sattel.
Nur wer gelernt hat mit den Bewegungen und dem Rhythmus des Pferdes reaktionsschnell mitzugehen, ist dazu in der Lage, andernfalls wird er diese Übung mit rohem Sitzfleisch bezahlen müssen oder gar auf dem Boden der Tatsachen landen.
Reittechnik
Während dem Ritt in der Bahn liegen die Zügel auf dem Pferdehals locker auf, man hat keine direkte Verbindung von den Händen zum Pferdemaul.
Da beim Bogenreiten meist nach links geschossen wird, ist es vorteilhafter das Pferd im Linksgalopp zu reiten, da dann die Bewegung des Pferdes und des schießenden Reiters in mehr Harmonie zueinander stehen.
Jeweils fünf Dinge müssen Pferd und Reiter erfüllen, ehe die zügellosen Hilfen funktionieren. Ein Reiter muss balanciert sitzen und seine Körperteile unabhängig voneinander bewegen, die Hilfen in ihrer Reihenfolge und Intensität steuern können, genau fühlen, wann ein Pferd wie stark auf eine Hilfe reagiert, darf sich nicht bei einer Hilfe verspannen und muss reaktionsschnell sein. Ein Pferd muss die Hilfen psychisch verstehen, körperlich fit genug sein, ihnen zu folgen; es muss den Reiter als ranghöher akzeptieren, muss dem Reiter vertrauen und sich auf ihn konzentrieren. Dabei immer nach dem Grundsatz: "Zügel weg, Schenkel weg - sich tragen lassen, aufmerksam werden für die Reaktionen des Pferdes, für seine Selbständigkeit“.
Beim Bogenschießen zu Pferd darf dann kein Körperteil in der Bewegung einfrieren oder blockieren, sondern alles schwingt mit der Bewegung des Galopps des Pferdes. Am aller erstaunlichsten ist jedoch, dass der Galopp des Pferdes entscheidet, wann der Zeitpunkt des Schusses gekommen ist! Das ist die hohe Kunst der berittenen Bogenschützen. Grund dafür liegt in der Galoppbewegung des Pferdes, wenn das Pferd in der Schwebephase ist, mit allen vier Beinen in der Luft, dann ist es am ruhigsten. Und das ist der Zeitpunkt für das Lösen des Pfeiles.
Das Schießen
Das Schießen vom Pferd nach asiatischer Art unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der europäischen Art des Bogenschießens. Es ist dynamisch und absolut instinktiv. Von galoppierenden Pferden Bogen zu schießen, stellt ganz besondere Anforderungen an den Schützen.
Schießtechnik
Bereits das Einnocken des Pfeiles auf der Bogensehne muss auf besondere Art vollzogen werden, ebenso das Spannen und letztlich sogar das Lösen. Will man zudem mehrere Pfeile in schneller Folge schießen, muss man sich auch einen besonderen Bogen-und Pfeilgriff angewöhnen.
Schüsse werden nach vorne, zur Seite und als sogenannter „Partherschuss“ auch nach hinten abgegeben.
Dabei wird die Pfeilsehne über die Brustmitte gezogen und in einer fließenden Bewegung gelöst, ohne dass - wie beim jagdlichen Schießen - ein "Ankern" stattfindet.
Wichtig dabei ist, dass die Achse Bogenhand und Schultergürtel auf das Ziel zeigt. Dies ist die einzige "Zieleinrichtung" des berittenen Bogenschützen. Die richtige Höhe der Bogenhand resultiert aus der Erfahrung vieler tausend Schüsse.